Unter diesen Wipfeln ist was los: Rothesay Netherwood

Um den Namen der Schule auszusprechen, muss man schon etwas Anlauf nehmen: Rothesay Netherwood. Über die Buchstaben lässt sich stolpern wie über das, was sie bedeuten: das Unterholz von Rothesay. Es wirft seinen Klang nach Schülern aus, denen "into the wild" als Lockruf schallt. Wer ihm folgt, an die urwüchsige East Coast Kanadas, nach New Brunswick, findet jedoch mehr als Wildnis und Wälder, er findet eine Schule, die sich im globalen Schulterschluss bereits seit etlichen Jahren als IB-School bewährt und Schüler aus der ganzen Welt anzieht. Klar, die Kanadier liegen zahlenmäßig vorn, was kanadischen Freundschaften erheblichen Vorschub leistet. Auf eine „closely knit community“ wird Wert gelegt, sie ergibt sich bei all den Abenteuern im Team-Format (Outdoor-Experience und Sport) ganz natürlich. Wobei die überschaubare Größe der Schule (knapp 300 Schüler) und ihr soziales Konzept, dem die Leitbegriffe respect, courage, creativity eingeschrieben sind, für ein entsprechend günstiges Fahrwasser sorgen.

Wo immer als akademisches Ziel das IB gesetzt ist, braucht es motivierte Schüler, die bereit sind, sich auch schulisch ins Zeug zu legen: „You have to keep many balls in the air.“ – ein wunderbar klares Bild, aufgeschnappt bei einem Schulleiter, um den IB-Dauerlauf der Oberstufe zu beschreiben. Sicher, wer nur einen Abstecher nach Kanada vorhat (1 Jahr sollte es allerdings schon sein, kürzer würde allein schon aufgrund der Kapazitäten schwierig), wer sich in Klassen abseits der prüfungsrelevanten Zeitzonen bewegt, muss kein Jongleur sein, um an Rothesay Netherwood aufgenommen zu werden. Begeisterung und Einsatz stehen hoch im Kurs, dem „desire to give back“ hält man gern die Tür auf. Darauf laufen schließlich die Netherwood-Pfade auch hinaus: die gesammelten Schätze, ob in Form von Wissen oder sportlichem Können, zur Anwendung zu bringen, in der Gemeinschaft aufgehen zu lassen.

Vielleicht begegnet einem in Rothesay ein Fuchs, der einem Hasen „good night“ sagt, gewiss funkeln die Sterne in der Nacht um einiges heller, doch heißt das noch lange nicht, vor lauter Waldesrauschen aus der Welt zu fallen. Das Küstenstädtchen Saint John an der Bay of Fundy liegt nur 20 km entfernt und wird einmal in der Woche sowie am Wochenende von Bussen der Schule angesteuert. – Eine Metropole ist natürlich etwas Anderes. Wem Wald und Himmel zu viel werden, darf sich auf die nächsten Ferien freuen: zu Thanksgiving über Halifax ins Gebirge von Torontos Skyscrapers. Dafür lässt sich Saint John vor der malerischen Kulisse des Meeres entspannt erlaufen, ohne auf den Geschmack quirligen Lebens zu verzichten. Neben der mit atlantischem Ozeansalz gewürzten Luft können die Schüler hier einen Kaffee oder Milchshake bei Tim Horton`s, der kanadischen Konkurrenz von Starbucks, genießen, die Promenade entlang flanieren, in einem der hervorragenden Restaurants essen sowie Einkäufe erledigen. Es findet sich viel, dort, einen transatlantischen Weitsprung entfernt, in Rothesay Netherwood.

Nur Eines kann man dort suchen, vergeblich: Langeweile.