TÖCHTER und SÖHNE

Educational Consultants

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Liebe Mitglieder der Schulfamilie Louisenlund,

heute ist Montag, ein grauer Herbsttag. Ich sitze in meinem Büro, schaue auf die Schlei und schreibe Ihnen diesen Brief. Vor dem Fenster steht ein beleuchteter Weihnachtsbaum. Wir brauchen Licht. Die sonst um diese Zeit schon aufgebauten Buden für den Louisenlunder Weihnachtsmarkt stehen da nicht. Der ist abgesagt, wegen Corona. Viele Schülerinnen und Schüler sind heute zu Hause, wir machen ein langes Wochenende im Block zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien. Unsere Lehrkräfte arbeiten heute in einem Schulentwicklungstag, getrennt in Kohorten, intensiv an der pädagogischen Weiterentwicklung in Louisenlund.

Etwas entfernt höre ich unsere Baustelle. Wir bringen Kiesstopfsäulen in die Erde, als Grundlage für die Fundamente unserer Neubauten. Die Finanzierung steht, der Spatenstich ist erfolgt – online übertragen per Live-Stream. Mein Second-Screen zeigt, ebenfalls per Live-Stream, die Übertragung des Wirtschaftstages, den der Wirtschaftsrat Deutschland veranstaltet. Es geht um die Energiewende, die Globalisierung, die USA, Staatsschulden und Impfstoffe.

Corona bestimmt den Alltag auch in Louisenlund. Wir planen kurzfristig, von Woche zu Woche. Ich gehe davon aus, dass uns Corona bis deutlich nach Ostern begleiten wird. Im Sommer wird sich das Virus zurückziehen. Dann kommt – hoffentlich – der Impfstoff in großen Mengen und die Zeit nach Corona – mit einer riesigen Fülle an Kollateralschäden und Herausforderungen, aber auch Chancen für die nächste Generation. Geschäftsmodelle vom Verbrennungsmotor bis hin zum Einzelhandel sind in Frage gestellt. Wenn wir unseren Wohlstand in Deutschland halten wollen, brauchen wir ziemlich gute Ideen, Innovationen und unternehmerischen Mut. Weitermachen wie bisher – das ist uns allen klar – wird nicht reichen.

Und wie ist das in der Bildung? Wie bereiten wir die nächste Generation eigentlich darauf vor, dass sie Zukunft wirklich gestalten können? Weitermachen wie bisher?

Louisenlund hat sich – schon vor Corona – stark damit beschäftigt, wie sich Bildung und Erziehung für unsere Kinder verändern müssen. Wir sind mittendrin in der Gestaltung des pädagogischen Aufbruchs. Es gibt viele Ideen, aber auch viele Fragen, die wir noch nicht beantwortet haben. Die entscheidende Frage ist, wie wir mit der Lebenszeit unserer Kinder im Alter zwischen 6 und 20 Jahren umgehen.

Mit diesem Brief will ich Sie dazu inspirieren, um mit mir über diese Frage nachzudenken. Vielleicht haben Sie eine klare Meinung zur Anforderung von Bildung und Erziehung für die Zukunft. Wie müssen wir es machen, wenn wir den Anspruch haben, Schule und Internat so gut zu machen, wie es eben heute notwendig ist? Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir, ich freue mich über Ihre Post.

Die Freizeit: Ist Freizeit wirklich freie Zeit?

Louisenlund ist ein Universum an Möglichkeiten. Das Begrenzende sind nicht die Ideen, Kurse, Wettbewerbe oder Gilden. Begrenzend ist aber die Zeit der Schülerinnen und Schüler, um die Angebote auch zu nutzen.

Wenn wir mit neuen Ideen kommen – hier ein Tanzkurs, dort ein Basketball-Turnier oder ein spannender Vortrag, dann konkurriert das mit der als sehr kostbar empfundenen freien, eben nicht verplanten, Zeit unserer Kinder. Unsere Erfahrung ist, dass freiwillige Angebote praktisch nicht angenommen werden. Verpflichtende Angebote natürlich schon, oft aber mit inneren Widerständen, was sofort die Sinnhaftigkeit des Angebotes in Frage stellt. Gefragt nach der Alternative kommen diffuse Aussagen wie „Pause“, „Chillen“, „Netflix gucken“, „Lernen“ oder Ähnliches.

Wieviel echte freie, unverplante Zeit gönnen wir unseren Kindern? Nehmen wir uns das Recht als Erwachsene, mit zu entscheiden, wie diese Freizeit verbracht wird? Erwarten wir, dass die unverplante Zeit zumindest genutzt wird, um für die nächste Klausur zu lernen? Welche Aktivitäten soll ein „Lunder“ in seiner Schulzeit gemacht haben, die dann Freizeit sind, aber eben doch verpflichtend? Wie können wir den permanenten Zeitdruck abmildern?

Die Lernzeit: Haben wir Mut, den Bildungskanon neu zu definieren?

In einer „analogen“ Schulklasse mit einem Lehrer müssen zwangsläufig alle Schülerinnen und Schüler im gleichen Tempo, möglichst mit gleich gutem Ergebnis das Gleiche machen. Die Digitalisierung von Lehren und Lernen würde individuelle Bildungspfade ermöglichen, unterschiedliche Geschwindigkeiten zulassen, und die könnte eigene Interessen und Stärken berücksichtigen. Aber wollen wir das erlauben? Wo bleibt die Vergleichbarkeit?

Warum eigentlich bieten wir nicht den Schülerinnen und Schülern an, die sich für Sprachen und Kulturen interessieren, zwei oder drei Fremdsprachen zu lernen – und sich dafür nur rudimentär mit Kunst, Physik oder Politik zu beschäftigen? Warum erlauben wir nicht Schülerinnen und Schülern, die sich für Chemie, Informatik oder Physik interessieren, genau dafür viel mehr Zeit zu haben – und dafür wenigstens Englisch zu lernen, aber eben keine weitere Fremdsprache?

Sollten wir den Kindern, die einfach schnell lernen, erlauben, auch in acht Jahren durchs Gymnasium zu gehen? Warum erlauben wir den Kindern, die mehr Zeit brauchen, nicht – ohne zu wiederholen – das Gymnasium in zehn Jahren zu machen, Klausuren dann zu schreiben, wenn die Inhalte verstanden und geübt sind und dann auch akademisch erfolgreich zu sein?

Wenn wir könnten, wie wir wollten, welche Mindest-Bildung würden wir von einem „Lunder“ erwarten, in den Sprachen, den Natur- und Gesellschaftswissenschaften, in Musik, Sport oder Kunst? Sollten wir das ergänzen durch Kenntnisse aus Medizin, Jura, Datenanalyse oder Finanzwesen? Wie viel Zeit erlauben wir unseren Schülerinnen und Schülern, selbstbestimmt und mit Unterstützung unserer Mentorinnen und Mentoren, an eigenen Interessen und Stärken zu arbeiten?

Antworten auf diese Fragen können keine Direktive sein. Sie müssen in einem breiten gesellschaftlichen Diskurs gesucht und politisch verhandelt werden. Als Schule in freier Trägerschaft hat Louisenlund die besondere Verantwortung, daran mitzuwirken. Wir werden neue Wege gehen und uns in diese Debatte einbringen. Ich lade Sie herzlich ein, daran mitzuwirken.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie gesegnete Weihnachten und wünsche Ihnen ein gesundes, spannendes, erfolgreiches und buntes neues Jahr 2021!

Dr. Peter Rösner

Leiter Stiftung Louisenlund

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